Position | Land/Region Niederösterreich, Bezirk St. Pölten-Land, Gemeinde Wilhelmsburg 33 N 546169 / 5327993 UTM/WGS84 | |||||||||||
Beschreibung | Objektbeschreibung Der Galgen bei Wilhelmsburg, am Dingelberg gelegen, besteht aus drei annähernd quadratischen, rund fünf Meter hohen Säulen. Ursprünglich waren wohl vier Säulen im Quadrat angeordnet.1 Die Säulen sind aus Ziegeln und quaderförmigen Steinen gemauert. Das Denkmal wurde in den 1970er Jahren renoviert, der Putz ist aber teilweise schon wieder abgefallen. Damals wurden wahrscheinlich auch die hölzernen Querbalken erneuert. Historischer Kontext2 Das Landgericht Kreisbach3 entstand 1400 als landesfürstliches Lehen durch Ausscheidung aus dem Landgericht Tullnerfeld. Bis zum 16. Jahrhundert tobte ein ständiger Kampf mit dem Stift Lilienfeld: das Stift hatte bei seiner Gründung laut der Stiftungsurkunde aus dem Jahre 1209 einen geschlossenen Bezirk und für diesen und für alle Besitzungen außerhalb desselben die exempte Landgerichtsbarkeit sowie 1217 den Blutbann4 erhalten. Die Lilienfelder Gebiete überschnitten sich aber teilweise mit dem Kreisbacher Sprengel. Kreisbach mußte nach Schiedssprüchen das linke Traisenufer und das Amt Traisen abgeben, behielt aber Kendlbach.5 Der Streit mit dem Kloster wurde ab 1546 insofern verschärft, als die Jörger, eines der führenden protestantischen Geschlechter die Herrschaft Kreisbach sowie weitere Herrschaften kauften.6 Am Ende des 16. Jahrhunderts hatten die Jörger fast alles erworben, was außer den Besitzungen des Stiftes an Grundbesitz und Rechten im Bezirk vorhanden war.7 So kauften sie 1570 die Herrschaft Bergau und anerkannten die Landgerichtsbarkeit Lilienfelds über nichtlilienfelder Holden nicht mehr an. Weitere Konflikte taten sich auf, bis sich Kreisbach und Lilienfeld 1586 bzw. 1590 auf einen Vergleich einigen konnten, welcher eine Grenze festlegte und den Streit beendete.8 Nachdem der protestantische Adel, der Kaiser Ferdinand II. die Huldigung verweigert hatte, in der Schlacht am Weißen Berg besiegt worden war, wurde über die Jörger 1621 die Reichsacht ausgesprochen und es wurden alle ihre Güter konfisziert. Das katholische Stift nützte diese Gelegenheit um seine dominierende Stellung auszubauen.9 Im Jahre 1626 kaufte Lilienfeld die Herrschaften Kreisbach, Bergau und Araberg um 75.000 Gulden, 1635 wurde das lehenbare Landgericht allodialisiert. Seither ging das Landgericht Kreisbach im Landgericht Lilienfeld auf.10 Die Landgerichte Wilhelmsburg und Hainfeld, die später ebenfalls mit dem Landgericht Lilienfeld vereinigt wurden, hatten, ebenso wie Lilienfeld, eigene Galgen.11 Errichtet wurde der Galgen vermutlich in der Zeit zwischen 1790 und 1804, ein Vorgängerbau stand an der Straße zum Schloß Kreisbach. Laut Legende soll der lebenslustige Lilienfelder Abt Ignaz Schwingenschlögel, der immer an dem Galgen vorbei fuhr, und dessen grausiger Anblick sein schlechtes Gewissen regte, die Versetzung des Hochgerichts an den heutigen Standort erwirkt haben.12 Man kann den Wahrheitsgehalt dieser Errichtungslegende anzweifeln, da von 1787 bis 1803 die Todesstrafe, außer für Hochverrat, in Österreich abgeschafft war. Standort und Lage Den Galgen kann man bequem erreichen, indem man von der Bahnhaltestelle Kreisbach den "Galgenweg" (Richtung Ochsenburger Hütte) bergauf geht. Vom Galgen aus hat man einen schönen Ausblick auf das Traisental und Wilhelmsburg. Im nordwestlichen Teil des ehemaligen Landgerichts Kreisbach gelegen, lag der Galgen relativ nah an der entlang der Traisen verlaufenden Grenze zum Landgericht Lilienfeld. Zu Schloß Kreisbach, dem Sitz des Landgerichts, bestand keine Sichtverbindung. __________________ 1 Von der vierten Säule kann man leichte Spuren erkennen, [LGKE2-1; S. 265] erwähnt auch vier damals noch existierende Säulen. 2 Mit kleinen Korrekturen, freundlicherweise mitgeteilt durch MMag.a Dr.in Irene Rabl, Zisterzienserstift Lilienfeld 3 [LGK; Blatt 6] 4 [LGKE2-1; S. 262ff], [Mussb71; S. 15] 5 [LGKE2-1; S. 265ff] 6 [Mülle94; z.B. in: 3 (1994) S. 19 und S. 20.] 7 [Gutka76; S. 70, 73f, 76] 8 [LGKE2-1; S. 265ff] 9 [Gutka76; S. 76] 10 [LGKE2-1; S. 265ff], [Mussb71; S. 24] 11 [Stipe35] 12 [Wened48; S. 78f], Abt Ignaz Schwingenschlögel werden anderswo hingegen "große Fähigkeiten, offenes, gütiges Wesen und tätiger Lebensmut" bescheinigt, siehe [Mülle79; S. 163] Literatur: [LGKE2-1; S. 265], [Stipe35], [Wened48; S. 72, 78f] | |||||||||||
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